Denken und Tun

Perlen in der Bücherflut zum System, zum Job.

Geniale Grenzgänge

„Leidenschaft und Wahnsinn sind sich nahe und am Limit nur durch eine schmale Grenze getrennt“, schreibt Autor Peter Baumgartner im Prolog zu seinem neuen Buch Geniale Grenzgän-ge – Limits in der Wirtschaft und am Ende Welt. Die Leidenschaft ziehe hin, rege an, ermögliche. Der Wahnsinn lasse nicht mehr los, verstelle den Blick und beeinträchtige. Baumgartner stellt sich – wohl stellvertretend für viele – die Frage, wann es denn ge-nug sei, wann letztendlich Limits (gleichwohl welche) akzeptiert werden. Und er zieht dabei erneut Vergleiche zum Leben und Wirken des Polarforschers Ernest Shackelton.
Es ist sein zweites Buch nach Manager müssen Mut machen (wie das aktuelle im Böhlau-Verlag erschienen), in dem er sich am Han-deln des Polarforschers anhält und dem Leser die Konsequenzen vielfältiger Entscheidungen im Führen ziemlich deutlich vor Au-gen führt. Baumgartner lässt dabei ziemlich unverhohlen seiner Wut auf die Eitelkeit vieler vor allem Wirtschaftslenker freien Lauf: „Ruhm, genauer die Sucht nach Ruhm, macht nicht nur dumm, sondern ist wie der Skorbut eine schreckliche Krankheit. Nicht weniger krankhaft erscheint ein auf reine Geldvermehrung fokussiertes Ausblenden jeglicher menschlicher Vernunft im öko-nomischen Sinn. Das langsam wirkende Gift des Irrsinns über dem Limit in sich eindringen zu lassen, ist leider reizvoll.“ Dennoch verurteilt Baumgartner als Autor nicht, er mahnt zur Besinnung, zu einer Umkehr. Wissen und Können ließen sich dabei von Shackeltons Handeln exzellent ableiten. „Er bewegte sich am Limit, ging aber nie da-rüber hinaus. Sein Rückzug aus der Antark-tis ist zweifellos beachtlicher als alle Erfol-ge anderer Abenteurer.“ (haa)