DIE DIGITALISIERUNG UND IHRE GRENZEN FÜR STARTUPS
DIGITAL SCHLÄGT ANALOG – ODER UMGEKEHRT?

Wer als Startup erfolgreich sein will, muss die Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Wer die Digitalisierung nutzen will, muss ihre Geschichte verstehen.
Wer langfristig erfolgreich sein will, muss die Millennials mögen.
Nur wer die Macht des Analogen kennt, hat Zukunft.

DER MENSCH IM MITTELPUNKT
1968, schrieb Frederick Herzberg in der Harvard Business Review: „Vergessen Sie Lob. Vergessen Sie Bestrafung. Vergessen Sie Geld. Sie müssen die Arbeit interessanter machen.“ 2019, Frederick Herzberg ist seit 19 Jahren tot, sage ich Ihnen. „Wenn Ihnen die Digitalisierung so wichtig ist, dass Ihnen die Menschen egal sind, dann sind Sie kein Gewinner. Dann sind Sie ein Verlierer!“
Im letzten halben Jahrhundert war die Menschheit nicht nur auf dem Mond oder hat in Garagen an den ersten Personal Computern herum getüftelt. In dieser Zeit haben sich auch Führungskräfte weiter als der Mond von ihren Mitarbeitern entfernt, oder haben versucht Unternehmensführung von den digitalen Errungenschaften erledigen zu lassen.
Was 1968 galt, gilt auch über 50 Jahre später: Wer ein Startup führen will, muss Emotionen auslösen. Als Startup können Sie loben, bestrafen und gut bezahlen. Oder am besten alle drei Dinge zusammen versuchen. Wenn Sie aber wirklich etwas bewegen wollen, müssen Sie die Arbeit für die Menschen interessanter machen.
Sie müssen individuellen Menschen individuelle Möglichkeiten bieten und individuelle Chancen eröffnen. Es geht für Startups nicht wirklich darum, nur ein Problem nach dem anderen zu lösen. Es muss Gründe geben, etwas gerne und aus ganzem Herzen zu tun. Warum? Das eigene Verhalten kommt unvermeidbar bei den Menschen an, egal ob auf analogem oder digitalem Weg.

DIGITALE GESCHWINDIGKEIT UND LANGSAMKEIT
Die Höchstgeschwindigkeit der Menschen war lange der Lauf des Pferdes und das segelnde Schiff. Fortschritte hatten keine merkbare Beschleunigung herbeigeführt. Auch Eisenbahn und Dampfboot verfünffachen, verzehnfachen, verzwanzigfachen nur die bekannten Geschwindigkeiten. Völlig unvermutet brechen die Leistungen der Telegraphie auf die Menschen ein. Ein elektrischer Funke überspringt durch die ersten Tiefseekabel ganze Erdteile. Das soeben hingeschriebene Wort kann ab 1866 in derselben Sekunde schon tausende Kilometer entfernt empfangen und verstanden werden. Das war der Schritt zum Millionenfachen und Milliardenfachen der menschlichen Geschwindigkeit. Die Welt wurde zum globalen Dorf. Doch reicht uns heute Geschwindigkeit allein?
Facebook hat die iPhone-Nutzung für ihre Mitarbeiter eingeschränkt. Diese denken nur in der Apple-Welt (IOS) und müssen mehr Android-Geräte nutzen. Nur so können die Mitarbeiter erleben, wie die meisten Facebook verwenden. Die Mitarbeiter müssen zudem erkennen, wie sich geringer Daten-Flow auswirkt und alles so gestalten, dass die Nutzung für Entwicklungsländer ideal möglich ist, denn Facebook kann nur mehr dort signifikant wachsen. Also weniger Digitalisierung für mehr Profit.

DIE VOLLDIGITALEN MILLENIALS UND IHRE ANALOGEN BEDÜRFNISSE
Wenn Sie heute Leistung verlangen und fordern, müssen Sie anderen vor allem Sinn bieten können. Erfolgreich sind jene Unternehmen, die den Menschen Orientierung bieten. Interessant sind solche, die die Fähigkeit haben, Menschen in der Organisation zu halten beziehungsweise neue Menschen für die Organisation zu gewinnen. Und diese „neuen“ Menschen sind im überwiegenden Maße Mitglieder der Millennials. Das Spannende daran? Die oft so grenzenlosen Millennials führen ihrerseits die Wirtschaft an ihre Grenzen.
Mit den Millennials gibt es erstmals eine ganze Generation, die in einer Smartphone-Internet-FB-Instagram-Welt groß geworden ist. Die Mitglieder dieser Generation legen perfekt einen Wunschfilter über Dinge. Sie zeigen nahen und ganz fernen Menschen wie toll das Leben ist. Alles, was man will, kann man sofort haben, außer Befriedigung im Job und starke Beziehungen. Dafür gibt es keine App. Und wird es niemals eine geben. Das geht nur analog.
Die Interessen der ersten Menschen, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, wirken sich auf die Wirtschaft aus. So werden die Millennials weniger Autos kaufen. Der Autobesitz engt sie ein, nimmt ihnen das Gefühl von Unabhängigkeit und Flexibilität.
Immer mehr junge Menschen wollen Produkte nicht besitzen, sondern teilen oder mieten. Sie wenden sich Dienstleistungen zu, die als „Sharing Economy“ bezeichnet werden. Wenn Millennials Geld ausgeben, dann eher für eine tolle Reise oder für ein Konzert. Dieses Konsumverhalten macht sich mittlerweile auch an der Börse bemerkbar. Herkömmliche Unternehmen verlieren. Der Wert von Airbnb wird dagegen mittlerweile laut Wall Street Journal auf über 25 Milliarden US-Dollar geschätzt. Und Uber dürfte ein Vielfaches davon wert sein. Diese Unternehmen besitzen in Wirklichkeit nichts und Ihnen gehört doch alles. Sie sind Vorbild für die neue Generation.

DIE MACHT DES ANALOGEN
Digitalisierung ist viel weniger Technologie und vielmehr Kultur als jemals erhofft. Das ist gut so. Das ist die Umkehr. Das ist der Weg hin zu den Soft Skills: Soft Skills sind die harte Währung der Zukunft.

Soziale Kompetenz lässt sich nicht digitalisieren.

Wir Menschen sind schrecklich analog. Mitarbeiter sind zu 100% Menschen und Kunden sind auch zu 100% Menschen. Wenn wir dementsprechend agieren, sind wir auf einem guten Weg.

Die größten Durchbrüche im 21. Jahrhundert werden nicht durch die Technologie errungen, sondern durch das erweiterte Verständnis unseres Menschseins. – John Naisbitt

Die Digitalisierung stößt an ihre Grenzen, denn zwischen Bits, Bytes und Online sind wir oft genug allein. Irgendwo ist, unglaublich aber wahr, das Ende des Internets. Irgendwann brauchen wir wieder mehr Gesichter, Stimmen und Persönlichkeiten. Wir brauchen etwas anderes. Etwas Reales: greifbar, spürbar, … oder eben nur ein Lächeln im Gesicht des Gegenübers.

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Peter Baumgartner ist Dipl.-Pädagoge und Wirtschaftsingenieur. Der Vortragsredner, fünffache Buchautor und Wirtschaftsliteraturpreisträger ist als Berater, Managementcoach und Hochschuldozent tätig. Leadership, Kommunikation und Digitalisierung sind seine international gefragten Kernthemen.
Sein Spektrum reicht von Vorträgen über Vortrags-Coaching bis hin zur klassischen Unternehmensberatung. Er begeistert Millennials, Startups und arrivierte Unternehmenslenker. Peter Baumgartner bewegt Menschen und macht Organisationen zukunftsfähig.