Der Mensch ist die schönste aller Maschinen

Wenn Ihnen die Digitalisierung so wichtig ist, dass Ihnen die Mitarbeiter egal sind, dann sind Sie keine Führungskraft. Dann sind Sie ein Verlierer. Die richtige Einordnung der Digitalisierung entscheidet über die Zukunftsfähigkeit eines jeden Unternehmens. Suggestion oder Transformation Medien, Politik und Wirtschaft übertreffen sich oftmals in wichtigmachenden und inhaltslosen Darstellungen. Workplace 4.0, Banking 4.0, Produktion 4.0 und vieles andere suggeriert, es handle sich hier um grundlegend neue Arten Dinge zu tun. So manches Geschäftsmodell wird digitalisiert, indem man einfach vorne „digital“ oder hinten „4.0“ einfügt. Neue Technologien müssen aber mehr als das können – nämlich neue Angebote, Produkte und neue Geschäftsmodelle kreieren. Wer nur Bestehendes digitalisiert oder elektrifiziert, wird es künftig schwer haben. Es geht vielmehr darum, digital zu transformieren und Neues zu erschaffen.

Digitalisierung verlangt nach Führung
Die Anziehungskraft von Industrie 4.0 und gewinnbringender Vernetzung scheint riesig zu sein. Wer will noch Menschen  erfolgreich führen? Erfolgreich sind jene Unternehmen, die sich mit den digitalen Führungseigenschaften beschäftigen. Erfolgreich sind jene Führungskräfte, die den Menschen Orientierung bieten. Interessant sind Führungskräfte, die die Fähigkeit haben, Menschen in der Organisation zu halten und neue Menschen für die Organisation zu gewinnen. Gute Führungskräfte ersetzen hierarchische Prozesse durch wirtschaftliche Kollaboration und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Wer heute Leistung will, muss Sinn bieten. Führung kann man nicht herunterladen. Sinn ist keine App.

Wirtschaftsfaktor Jugend
Die einen meinen, die Digitalisierung werde dazu führen, dass für die Menschen völlig neue Arbeitsplätze entstehen, die wir uns noch nicht vorstellen können. Die anderen fürchten das Ende der Arbeit. Diese werde zurückgehen und Berufe würden verschwinden. Die Dritten wissen noch gar nicht, was Sie denken sollen, sie ahnen aber, das Digitalisierung mehr Qualifizierung
benötigt. Mit den Millennials gibt es erstmals eine ganze Generation, die in einer Smartphone- Internet-Facebook-Instagram-Welt groß geworden ist. Diese Menschen kommen nun in das Arbeitsleben. Die Mitglieder dieser Generation legen perfekt einen Wunschfilter über Dinge. Sie zeigen nahen und ganz fernen Menschen wie toll das Leben ist. Die Millennials glauben Dinge erreichen zu können, weil sie es nur wollen. Mit diesen Menschen müssen wir umgehen lernen. Wir müssen ihnen Orientierung bieten. Der Wirtschaftsfaktor Jugend wird heute vernachlässigt. Stellen Sie sich nur zwei Fragen: Wie finden und führen Sie junge Talente? Wie begeistern und erreichen Sie Nachwuchskräfte?

Digitalisierung und Bildung
Falls Sie planen ins Silicon Valley zu reisen, dann besuchen Sie dort bitte nicht nur die Unternehmen, sondern unbedingt die Schule in Los Altos. Es ist eine Waldorfschule. Die Kinder der digitalen Elite lernen ohne Bildschirme, aber mit menschlicher  Interaktion und handwerklicher Arbeit. Wir wissen, dass heute mehr und mehr einfache Tätigkeiten verschwinden. Die Zukunft
gehört ganz klar den hoch qualifizierten Berufen. Dem Bildungswesen fällt eine zentrale Aufgabe zu. Dabei geht es nicht um Techniken und die Nutzung von Smartphone oder Tablet. Es geht um den Umgang mit der Intelligenz der Vielen. Und es geht um Komplexität und Agilität. Es bleibt spannend und Bildung bleibt wichtig.

Kommunikation entscheidet
Im Kommunikationszeitalter erleben wir paradoxerweise einen Mangel an zwischenmenschlicher Kommunikation. Wenn Sie  fehlende Kommunikation durch die Digitalisierung kompensieren wollen, machen Sie alles schlimmer. Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, richten ihren Fokus nicht nur auf die Technik, sondern auf kommunikative Fähigkeiten, sie fördern Face2Face statt Facebook. Digitalisierung braucht Kulturwandel Digitalisierung und Sachkompetenz allein sind zu wenig für eine neue Kultur. Die Kultur des Unternehmens und der Umgang mit den Menschen im Unternehmen lassen sich nicht digitalisieren.
Je früher wir diese Gedanken zulassen, desto eher sind wir erfolgreich.

Digitale Chancen und Gefahren
Mensch als Maschine, das hatten wir in der Industriellen Revolution. Maschine als Mensch, ist das das Zeichen unserer Zeit? Natürlich ist uns klar, dass künstliche Intelligenz tausende Konten extrem schnell durchsuchen kann und uns hilft. Natürlich glauben wir an Pflegeroboter und digitalisierte Operateure, die wichtige medizinische Dienste leisten. Natürlich hoffen wir auf intelligente Verkehrssysteme, die uns unfallfrei und schnell voranbringen. Alle diese positiven und wichtigen Entwicklungschancen bedeuten aber nicht, dass wir Digitalisierungsverehrer sein und uneingeschränkt bleiben müssen. Die Entkopplung der realen Wirtschaft von der digitalen Transformation schafft gefährliche,Lücken im System. Wir müssen hier klar gegensteuern. Von den Chancen der Digitalisierung bleibt ohne Realwirtschaft wenig übrig. Das Programmieren von Apps wird die Wirtschaftswelt niemals ablösen. Jede Digitalisierungsform baut auf unserer Infrastruktur auf. Was passiert, wenn wir nach einem Wasserrohrbruch merken, dass auf der Installateur-App kein Installateur mehr zu finden ist? Bleibt zu hoffen, dass uns dieses Bild vor einem blinden Digitalisierungsverehren bewahrt.

Analog ist das neue Bio
Wenn wir alles digitalisieren, was digitalisiert werden kann, wird das Nicht-Digitalisierbare immer wertvoller. Wir Menschen sind ohnehin schrecklich analog. Unsere Mitarbeiter sind zu 100 % Menschen. Unsere Kunden sind zu 100 % Menschen. Wir haben in vielen Ländern der EU einen relativen Gleichstand an technologischen Standards. Generell räumen wir der digitalen Technologie viel Platz ein. Die einzige Unterscheidungsmöglichkeit am Markt ist aber das analoge Verständnis unseres Menschseins, das ist unser Zukunftspotential. Digitalisierung ist viel weniger Technologie und vielmehr Kultur als jemals erhofft. Das ist gut so. Das ist die Umkehr. Das ist der Weg hin zu den Soft Skills.

Credo: Digital Leadership –
Mensch im Mittelpunkt
Warum soll ein Teilaspekt des Wirtschaftens alle anderen Aspekte überflügeln und aus der Verantwortung nehmen? Unsere  Antwort auf die globalen Herausforderungen kann nicht eine Kombination aus Digitalisierung und einer möglichst billigen Arbeitskraft sein, sondern nur der intelligente und motivierte Mensch, der das Werkzeug Digitalisierung verantwortungsvoll einsetzt. Zwischen Bits, Bytes und Online sind wir oft genug allein. Irgendwann brauchen wir wieder mehr Gesichter, Stimmen und Persönlichkeiten. Wir brauchen etwas anderes. Etwas Reales: greifbar, spürbar, … oder eben nur Schweiß auf der Stirn. Wir müssen heute den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Es geht darum, Menschen und Ereignisse positiv zu beeinflussen. Der Mensch ist und bleibt die schönste aller Maschinen.

Mutiger Ausblick
Vieles können wir positiv angehen. Was haben Sie bislang in der analogen Welt geschafft? Wo stehen Sie? Wo wollen Sie hin? Das lässt sich doch gemeinsam schaffen!