Gut sprechen zu können, ist die Eintrittskarte für vieles. Und wer richtig präsentiert, gewinnt. Egal ob als Vorstand, Aufsichtsrat oder Bankstellenleiter: Auftrittskompetenz, Selbstmarketing und Kommunikation sind in einer Zeit medial kalter Information wichtiger denn je.

Text: Peter Baumgartner
Fotos: photo lounge, iStockphoto

Unter den menschlichen Ängsten gibt es einen Spitzenreiter: 41 Pro­zent fürchten sich davor, öffentlich zu reden. Diese Angst liegt weit vor der To­desangst (19 Prozent). Überspitzt for­muliert: Viele würden es also vorziehen, selbst im Sarg zu liegen, als vorzutreten und eine Grabrede halten zu müssen. Dennoch haben sich die meisten schon einmal gedacht: Wenn ich doch nur so gut reden könnte wie die Person auf der Vortragsbühne oder im Fernsehen! Was wäre dann möglich?

Wie spricht man sicher und mit ho­her Qualität? Wie baut man Vorträge und Reden perfekt auf? Wie faszinieren und überzeugen Vortragende inhaltlich? Antworten darauf liefern kompetente Coaches. Sie zeigen, wie man Emotio­nen auslöst, souverän spricht und sich gekonnt auf der Bühne bewegt. Nur wer das beherrscht, erreicht seine Zuhö­rer und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck.

Binnen Sekunden beurteilt das Pu­blikum, ob es gewillt ist, einer Stimme und damit den Argumenten zu folgen. Der Auftritt ist das optische Erschei­nungsbild, die Stimme ist die akustische Visitenkarte. Beides kann man trainie­ren und perfektionieren. Wie groß das Publikum auch sein mag, im Vieraugen­gespräch oder vor 800 Menschen, egal ob im Seminarraum oder auf der gro­ßen Bühne, eines bleibt immer gleich: Wer das Ohr beleidigt, dringt nie zu den Menschen vor.

Redner haben Vorbildfunktion

Die richtige Aussprache ist eine kulturelle Verbindlichkeit und eine Fä­higkeit, die wir erwarten dürfen. Ästhe­tik und Stil sind niemals zu vernach­lässigen. Unbestritten ist die Kom­munikationsfähigkeit eine der zentral wichtigen Eigenschaften für Menschen in Führungspositionen.

Eine Studie von IW Köln Consult bestätigt dies eindrucksvoll. Die Kommunikationsfähigkeit liegt mit 100 Prozent Zustimmung an ers­ter Stelle der geforderten Eigenschaf­ten für Menschen in Führungs- und Vorbildfunktion.

Redner unterliegen einer Bewertung

Alle, die vor und mit anderen spre­chen müssen, unterliegen naturgemäß einer Bewertung der Zuhörer und Dia­logpartner. Wenn wir Menschen teilen, so machen wir das in den ersten zwei bis drei Sekunden mit unseren Au­gen. Wir erhalten einen optischen Ein­druck. Was dann wirklich zählt, sind die nächsten zehn bis zwölf Sekunden, wenn wir die Stimme hören.

Aus beiden Signalen machen wir uns ein Bild, eine Vorstellung von un­serem Gegenüber. Idealerweise sollte dieses Bild auch stimmig zu der Person passen. Wird sie so wahrgenommen, wie sie gesehen werden möchte? Es liegt in der Verantwortung des Redners, die Wahrnehmung der Gesprächspartner und Zuhörer in die passende Richtung zu lenken.

Redner überzeugen durch Stil

Jeder kennt das: Da läuft nebenbei im Radio ein Gespräch, im Fernsehen eine Diskussion, und man bleibt doch hängen. Nicht so sehr wegen dem, was da gerade jemand sagt, sondern viel­mehr deswegen, wie derjenige das sagt. Der Inhalt wird erst nach und nach in­teressant. Über die Art des Sprechens, über den Redestil bekommt man einen Zugang zur Thematik.

Die Sprache reicht über die ge­sprochene Sprache hinaus, weil auch die Bildsprache der Präsentation ent­scheidet. Stimme und Ausdruck kann und muss man üben wie ein Musiker sein Instrument. Den Präsentations­stil muss man sich erarbeiten, wie ein Sportler seine Muskeln trainiert. Die richtige Artikulation und stilvolle Prä­sentation geben Sicherheit und verlei­hen Kompetenz.

Redekompetenz ist Anschlusskompetenz

Gute Redner erkennt man daran, dass sie ihren Monolog mit einem Min­destmaß an Dialogelementen verse­hen. Somit wird Interaktion in Ansät­zen möglich. Es ist nicht nur bedeutsam, was man sagt und wie man es sagt. Es ist ebenso wichtig, dass der Redner ein hervorragender Beobachter ist, dass er jemand ist, der die Signale seines Pub­likums deuten kann und flexibel darauf reagiert.

Ausgezeichnete Redner haben im Raum eine exponierte Stellung, beherr­schen aber das Zusammenspiel des Ge­bens und Nehmens. Vor allem binden sie die Zuhörer ein und holen sie gedanklich dort ab, wo sie stehen. Redekompetenz ist immer Anschlusskompetenz. Erfah­rene Redner plaudern nicht einfach und selbstgefällig drauflos. Sie ziehen ihr Programm nicht ohne Rücksicht durch. Sie stellen sicher, dass die Zuhörer in­teragieren und an ihnen und ihren In­halten hängen.

Auf die Emotionen kommt es an

Sprechen und Präsentieren sind Fä­higkeiten, die wir manchmal vernach­lässigen. Gerade in Zeiten der Digitali­sierung brauchen Menschen aber Emo­tionen. Das gilt für Mitarbeiter, für Führungskräfte oder für Kunden. Wer also gut reden und mitreißend prä­sentieren kann, berührt sein Gegen­über – im Bewerbungsgespräch wie im Konferenzsaal.

Das höchste Ziel, das man mit ei­ner Rede erreichen kann, ist, dass es den Zuhörern nachher besser geht als vor­her. Wie man das erreicht? Gute Redner steigern das Selbstwertgefühl der Zu­hörer und geben ihnen Wissen und Mo­tivation. Indem sie die Ziele des Publi­kums in den Mittelpunkt rücken, errei­chen sie ihre eigenen Ziele.