ROT FÜR OBERFLÄCHLICHKEIT UND SELBSTGEFÄLLIGES VERHALTEN

Ihr Buch heißt Zuversicht Zukunft – wie passt das in einer Zeit wie dieser, in der so viel Ungewissheit und Unsicherheit herrscht?

Sehen, Sie, die Chance ist so groß wie der Optimismus. In der Vor-Corona-Zeit war das Wort „Sinn“ allgegenwärtig. Immer wieder ging es nur um das große „Why“ oder „Warum“. Das habe ich sehr skeptisch gesehen. Sinn ist sehr individuell und hat viele Ausprägungen. Die Wirtschaft auf Sinn zu reduzieren, greift zu kurz. Kann wirklich jede Arbeit Sinn machen? Ich habe „Sinn“ weiter gedacht und bin zur Zuversicht gekommen. Zuversicht bedeutet, mehr Mensch und weniger Maschine. Zuversicht bedeutet, Unsicherheiten zu überwinden und den Menschen eine Perspektive zu bieten.

Sie sprechen den Clash der Generationen an? Warum „krachts“ hier so sehr? Was raten Sie den jeweiligen Generationen, um den Generationenkonflikt in Unternehmen als Chance zu sehen?

Ich rate nicht so sehr den Generationen etwas, sondern den Führungskräften. Führung kann man nicht herunterladen. Nicht für die älteren und auch nicht für die jüngeren Generationen. Wir dürfen die Digitalisierung nicht übertreiben und müssen mehr auf analoge Kompetenzen setzen. Junge Talente wollen Lebensqualität und Mitsprache im Job. Junge Menschen müssen anerkennen, dass es auch ein Leben vor Computer und Smartphone gab. Die älteren Generationen haben vieles ohne diese Errungenschaften geleistet. Wenn auch die Antwort auf viele Fragen online zu finden ist, die Jugend sucht nach echten Vorbildern. Da sind die älteren Generation gefragt. Führungskräfte haben eine verbindende Funktion. Sie kennen die alten Werte, müssen aber auch auf die Wünsche der jüngeren Mitarbeiter eingehen.

Die Corona-Situation sorgte dafür, dass Homeoffice zur Notwendigkeit wurde – wie erleben Sie hier den Wandel?

Die Corona Krise ist unbestritten ein Digitalisierungs-Beschleuniger. Sie zwingt Unternehmen, ihre Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Mittlerweile kann fast jedes Unternehmen intern virtuell zusammenarbeiten. Homeoffice soll in vielen Unternehmen zum Standardangebot werden, insbesondere auch in Zeiten nach Corona. Die Unternehmenskultur muss Homeoffice weiterhin zulassen. Das Thema ist hoffentlich bald kein Thema mehr, sondern Normalität.

Viel wird in puncto Organisationen über Agilität und Flexibilität gesprochen… Wird das auch schon gelebt? Wie sehen Sie das in Oberösterreich?

Agilität ist im Prinzip kalter Kaffee. Denn was heißt es genau: Dass der Mensch schnell auf Veränderungen reagieren und neue Wege gehen kann. In der Agilitätsschwemme geht leider vieles unter. Alle wollen alles agil haben. Ich wünsche Ihnen keinen agilen Operateur oder eine agile Gesetzgebung. Das ist etwas überspitzt, aber es zeigt, dass nicht alle Branchen und Berufsgruppen gleichermaßen agil sein können. Es wird auch in vielen Unternehmen in Oberösterreich zu wenig differenziert, wo Agilität wirklich angebracht ist oder eben nicht.

Wie, glauben Sie, wird die Corona-Krise die Arbeitswelt verändern?

Die Menschen erkennen, Führungskräfte in Wirtschaft und Politik sind nicht allwissend. Selbstgefälliges Verhalten und Oberflächlichkeit bringen uns nicht weiter. Eine gute Führungskraft erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Eine gute Führungskraft kann Menschen um sich scharen und begeistern. Wir bemerken mehr und mehr, dass die Menschen ihren Arbeitsplatz und ein gesichertes Einkommen schätzen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer rücken näher zusammen. Ich bin sehr positiv eingestellt und denke, dass die Corona-Zeit verbindend wirkt und unser gegenseitiges Zugehörigkeitsgefühl verstärkt.

Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die ein Manager von heute mitbringen muss und warum?

1. Manager müssen Mut machen und Menschen groß machen: Optimismus und Vertrauen sind starke und motivierende Kräfte, um Krisen zu überwinden.
2. Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist die Basis für die gemeinsame Sicht der Dinge: Kommunikation kann trennen, sie muss uns aber stets verbinden.
3. Mikromanagement vermeiden und unbedingt nach vorne denken: Die Krise nur meistern zu wollen ist zu wenig. Wer vorne steht, muss die Organisation aus der Krise herausführen.

Welche Berufe haben Sie aktuell? Sind Sie aktuell auch an einer Hochschule oder Uni tätig? Wenn ja an welcher?

Meine drei beruflichen Leidenschaften bereiten mir große Freude: Als Berater coache ich Menschen und mache Unternehmen zukunftsfähig. Als Redner und Autor halte ich international Vorträge und Seminare. Als Lehrender und Dozent unterrichte ich die heranwachsenden Generationen. Unter anderem bin ich an der Fresenius Hochschule in Wiesbaden, an der Pädagogischen Hochschule OÖ und an der ZFU nähe Zürich tätig.

Wie alt sind Sie?

Es ist absolut kein Geheimnis, dass ich 1969 geboren bin.